12.04.2014

Nahost: FB-Posting an Joffe (ZEIT-Herausgeber)

Werter Herr Joffe,

 es ist keine Ausgewogenheit, wenn Katz und Maus einander die Waage halten:

Die Häftlingsfreilassung als Palästinenserziel ist allenfalls das, womit sich Abbas noch brüsten kann, weil er mehr zu erreichen nicht vermag, keinen "Siedlungsstopp", keinen palästinensischen Bestandsschutz in Ostjerusalem, keine neuen Mauern quer durch das Westjordangebiet und für den Gazastreifen schon erst recht nichts. Und die von dort abgefeuerten Raketen zu stoppen, kann ihm auch nicht gelingen, vermutlich auch keine Wiederwahl.

Hingegen macht sich Herr Netanjahu der Welt zwar nicht zum Israeli der Herzen, aber wurde im Amt bestätigt, weil er für sein Projekt immerzu Boden erobert, den Abbas nicht bloß in selbiger Größe verliert, sondern auch jegliche Glaubwürdigkeit, den Israelis ein ernst genommener Verhandlungspartner zu sein.

Arafat war in seinen letzten "Amtsjahren" de facto eingesperrt in Ruinen. Wenn es Abbas ähnlich erginge, wäre die vermeintliche Hängepartie authentischer beschrieben.

Nun, was bedeutet das für die Friedensverhandlungen?
Je stärkeverschiedener die Konfliktparteien sind, desto sinnloser oder korrupter sind die Verhandlungen.
Darum kommt da nichts auf den Weg - und die UNO müsste entscheiden.

Und was bedeutet es für Herrn Joffe und mich?
Wir würden unter den gegebenen Umständen sicherlich viel lieber in Israel als Israelis leben als im Gazastreifen oder Westjordangebiet als Palästinenser.
Solche Vorliebe hätte mit allerlei zu tun, wahrscheinlich auch damit, dass wir uns auf der überlegenen Seite liberal, sozial und demokratisch stets etwas leichter tun.

Oder unterschätze ich Sie und Ihren Friedensaktivismus? Mir fehlt es jedenfalls an Opferbereitschaft und Bodyguards, um in den Palästinenserhochburgen der Hamas oder Fatah die Verhandlungskompetenz abzustreiten.

@Herr Joffe, glücklicherweise sind wir fernab, liefern brav EU-Carepakete an die Palästinenser und deutsche U-Boote an Israel, raten zur Mäßigung und dürfen die Zitrusfrüchte aus dem Heiligen Land genießen. Darum sind wir beide lieber hier und nicht dort, wo man sich um die Äcker streitet - und allein israelische Gerichte entscheiden, was den Palästinensern bleibt.

LG Markus Rabanus

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