(martin) Die Weite ist eine Kategorie, die der Großstadt fremd ist, denn die urbane Raumordnung ist eine Ordnung der Perspektiven und Blickachsen, die an Gebäuden und Fassaden ihre Grenze finden. Vielleicht ist das ein Grund, warum das Tempelhofer Feld, der ehemalige, seit 2010 geöffnete Flughafen Berlin-Tempelhof, bei den Bewohnern Berlins ebenso wie bei Berlin-Besuchern solche Begeisterung auslöst. Der Tagesspiegel meldete im Frühjahr 50.000 Besucher pro Wochenende - nicht schlecht für eine Brachlandschaft, deren einzige Attraktionen Leere, Stille und ein offener Horizont bilden.
Der Berliner Politik ist die Leere unerträglich. Es scheint so etwas wie einen Gestaltungszwang zu geben, der das Offene und Ungestaltete zum Gegenstand stadtplanerischer Erschließung machen muss, die dann mehr oder weniger ausschließlich in Errichtungen und Bebauungen ihren Ausdruck findet. Denn nur so ist den öffentlich Verantwortlichen der allseits gewollte Fortschritt vorstellbar. In dieser Logik ist es schlicht undenkbar, dass ein historisches Relikt seine Faszination und seine Popularität eher einer historischen Zeitenwende und einer zufälligen radikalen Umnutzung verdankt - und nicht planerischen Bemühungen und von teueren Beraterbüros aufwändig entwickelten Nutzungskonzepten. Das Anarchische, das dem Tempelhofer Feld innewohnt - als öffentlicher, historisch gesättigter und authentischer Frei-Raum, den sich die Bevölkerung selbst erschlossen hat - besteht in der Suspendierung der gewohnten urbanen Bewegungs- und Verhaltensmuster. Es ist der radikale Gegenentwurf zur Architektur der Nicht-Orte, zu jenen Malls und Centern, vor und in denen öffentlicher Raum allenfalls simuliert, tatsächlich aber privatrechtlich reglementiert wird. Hier gibt es ein Aufenthaltsrecht nur für den Konsumenten, dort eine Atmosphäre, die mit ihrem geöffneten Horizont und dem reinen, von keinem Partikularinteresse zerfurchten Raum, Freiheit erfahrbar macht.
Eine 355 ha große Brache im Herzen einer Großstadt nicht unter ökonomischen Verwertungsinteressen zu betrachten, ist natürlich purer Luxus. Und doch hat es den Anschein, als wollten sich viele Berliner diesen Luxus leisten. Am 15.09.2013 startet das Volksbegehren 100% Tempelhofer Feld der gleichnamigen Initiative, die sich dafür einsetzt, dass das Feld in der gegenwärtigen Form für die Öffentlichkeit erhalten bleibt. Damit richtet sich das Anliegen der Initiative direkt gegen die kürzlich vorgestellten Pläne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die eine Rundum-Bebauung und eine Verkleinerung der Parklandschaft auf 230 ha vorsieht. Der Berliner Senat will also auf rund einem Drittel des Tempelhofer Feldes neue Wohn- und Geschäftsquartiere errichten. Dabei könnte die in Berlin übliche Traufhöhe weit überschritten werden, selbst 10-stöckige Gebäude wären denkbar, so der Tagesspiegel. Ein einzigartiger Ort wäre damit zerstört.
Der Berliner Politik ist die Leere unerträglich. Es scheint so etwas wie einen Gestaltungszwang zu geben, der das Offene und Ungestaltete zum Gegenstand stadtplanerischer Erschließung machen muss, die dann mehr oder weniger ausschließlich in Errichtungen und Bebauungen ihren Ausdruck findet. Denn nur so ist den öffentlich Verantwortlichen der allseits gewollte Fortschritt vorstellbar. In dieser Logik ist es schlicht undenkbar, dass ein historisches Relikt seine Faszination und seine Popularität eher einer historischen Zeitenwende und einer zufälligen radikalen Umnutzung verdankt - und nicht planerischen Bemühungen und von teueren Beraterbüros aufwändig entwickelten Nutzungskonzepten. Das Anarchische, das dem Tempelhofer Feld innewohnt - als öffentlicher, historisch gesättigter und authentischer Frei-Raum, den sich die Bevölkerung selbst erschlossen hat - besteht in der Suspendierung der gewohnten urbanen Bewegungs- und Verhaltensmuster. Es ist der radikale Gegenentwurf zur Architektur der Nicht-Orte, zu jenen Malls und Centern, vor und in denen öffentlicher Raum allenfalls simuliert, tatsächlich aber privatrechtlich reglementiert wird. Hier gibt es ein Aufenthaltsrecht nur für den Konsumenten, dort eine Atmosphäre, die mit ihrem geöffneten Horizont und dem reinen, von keinem Partikularinteresse zerfurchten Raum, Freiheit erfahrbar macht.
Eine 355 ha große Brache im Herzen einer Großstadt nicht unter ökonomischen Verwertungsinteressen zu betrachten, ist natürlich purer Luxus. Und doch hat es den Anschein, als wollten sich viele Berliner diesen Luxus leisten. Am 15.09.2013 startet das Volksbegehren 100% Tempelhofer Feld der gleichnamigen Initiative, die sich dafür einsetzt, dass das Feld in der gegenwärtigen Form für die Öffentlichkeit erhalten bleibt. Damit richtet sich das Anliegen der Initiative direkt gegen die kürzlich vorgestellten Pläne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die eine Rundum-Bebauung und eine Verkleinerung der Parklandschaft auf 230 ha vorsieht. Der Berliner Senat will also auf rund einem Drittel des Tempelhofer Feldes neue Wohn- und Geschäftsquartiere errichten. Dabei könnte die in Berlin übliche Traufhöhe weit überschritten werden, selbst 10-stöckige Gebäude wären denkbar, so der Tagesspiegel. Ein einzigartiger Ort wäre damit zerstört.