08.04.2011

Massenunfall durch Umweltsünden auf A19

10 Tote, 100 Verletzte. So die vorläufige Bilanz einer Massenkarambolage auf der A19 südlich von Rostock. Wegen Sichtbehinderungen durch einen "Sandsturm" rasten ca. 80 Kraftfahrzeuge ineinander, mittendrin ein brennender Gefahrguttransporter. Fast 30 Fahrzeuge brannten aus. Es sei der schlimmste Verkehrsunfall, den Mecklenburg-Vorpommern je erlebt hat, meint die Polizeisprecherin. Und die Polizei ermittelt.
Tut sie das? Dann müsste mal einen Blick auf die Landwirtschaft richten, auf die riesigen Felder, die kilometerweit keine Sträucher haben und ohne Unterbrechungspflanzungen dem Wind alles mitgeben, was dann durch Chemie ersetzt werden muss.

Libyen: Teilnahme am "humanen" Krieg

Kriegsdienstverweigerung galt *Schimpfwortverzicht* noch nie als Stärke, so auch jetzt nicht, wenn es um Libyen geht. Aus allen Parteien schallt der Ruf nach militärischem Mitmachen gegen Gaddafi, als zeugten nicht die Forderungen der Aufständischen von gleichfalls inakzeptabler Friedens- und Menschenverachtung auch gegenüber Zivilisten. Der gesperrte Luftraum solle für Kampfflugzeuge der Aufständischen freigegeben werden usw.

"Schutz der Zivilbevölkerung" heißt es im UNO-Mandat. Das schließt Parteinahme für aufständische Streitkräfte aus. Heute wurde bedauert, dass die NATO versehentlich Aufständische tötete, die mit einem Panzer gesichtet wurden. Auch kam es schon zu "Missverständnissen", weil Aufständische nahende NATO-Kampfflugzeuge "mit Gewehrfeuer begrüßten". Die bedauerten Luftangriffe waren indes mandatsgemäß, denn die UNO-Resolution verpflichtet auch die Aufständischen zur Waffenruhe.

Westerwelle sah die Wirren voraus, wohl auch die begrenzte Geeignetheit der Flugverbotszone, weshalb sich Deutschland im Sicherheitsrat enthielt, aber unter dem Eindruck des Niedergangs seiner Partei und damit auch seiner eigenen politischen Bedeutung, scheint er nun doch am Libyenkrieg teilnehmen zu wollen. Jedenfalls sendet die Bundesregierung reichlich Signale aus, militärisch mitzumachen. Und selbstverständlich "nur zu militärischen Absicherungen humanitärer Hilfeleistungen". - Das wird nichts.
In Libyen kennt sich die Politik zu wenig aus. Und das Militär wird zwischen "Freunden und Feinden" so wenig zu unterscheiden wissen, wie auch nach zehn Jahren in Afghanistan noch immer nicht.
Wieder einmal machen die *Schimpfwortverzicht* das Rennen, ohne die Ziele erreichen zu können - und weil sie sich hierzulande so einig sind, wird ihnen die Frechheit erleichtert, die Schuld für die Nichterreichung der Ziele einzig dem Feind anzulasten.

Deutsche Position muss es sein, die Aufständischen und Gaddafi zu Waffenstillstands- und Reformverhandlungen zu drängen. Stattdessen wird sich bemüht, in den Augen derer als "zuverlässig" zu gelten, die es einmal mehr mit Waffengewalt probierten und damit argumentieren, dass ansonsten Damaskus usw. denken könnten, sie dürften ungestraft gegen die eigene Bevölkerung vorgehen. - Nun werden allerdings die Despoten der Welt nicht denken, dass die NATO überall gleichzeitig sein, geschweige denn etwas ausrichten könne.

Markus Rabanus >> Diskussion

07.04.2011

EZB "erhöht" Leitzins auf 1,25%

Seit Mai 2009 war der Leitzins mit 1 Prozent auf historisch niedrigstem Niveau. Da die Konjunkturdaten aufwärts zeigen, allerdings auch die Inflation, hob die EZB den Leitzins auf 1,25 Prozent an und stellte eine weitere Anhebung auf 2 Prozent in Aussicht.
Die Notenbanken der USA und Japans verharren indes auf ihrem Tiefstkurs. In Japan "zwischen 0 und 0,1 Prozent", wie es in Meldungen heißt. Schon lustig, wie abstrakt solche Wirtschaftsdaten kommuniziert werden. Entweder hat dieser Journalist ausschließlich mit Milliardenbeträgen zu tun und ist sich deshalb des Unterschieds "zwischen 0 und 0,1 Prozent" bewusst oder keinen Verstand für Geldangelegenheiten, was wahrscheinlicher ist, denn aus Kreditnehmersicht sind 0,1 Prozent ein Himmelsgeschenk, wie es deshalb ein Kreditgeber kaum dem eigenen Betrieb gewähren würde.
msr >> Forum

Weiteres Erdbeben: Stärke 7,4 RiSk

Der Nordosten Japans wurde erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert. Und wir lernen ein weiteres Atomkraftwerk kennen. Ein Siedewasserreaktor Higashidōri von Toshiba gebaut und im Jahr 2005 am Nordzipfel der Hauptinsel Honshū ans Netz gebracht, wird jetzt mit Notstrom gekühlt, da der Netzverbund durch das Erdbeben unterbrochen ist.
Keine Leistungsabgabe ans Netz, keinen Kraftstrom aus dem Netz. Nur noch das Notstromsystem. So entstehen Katastrophen.
msr >> AKW-Info

"Rettungspaket" für Airbus 400 M

Die sieben Auftraggeberstaaten Belgien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Luxemburg und die Türkei sagten EADS per "Vertragsergänzung" weitere 3,5 Mrd. EURO zu.
Offiziell ist tatsächlich mal wieder von "Rettungspaket" die Rede. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das Bundesfinanzministerium in Bundesrettungsministerium umbenannt wird.
msr >> Hintergrund

Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa

Vor der Mittelmeerinsel Lampedusa ertranken in der Nacht zum 6.4.2011 nach Behördenangaben bis zu 250 Menschen aus Afrika in stürmischer See, deren libysches Flüchtlingsboot hoffnungslos überladen kenterte. Nur 51 Menschen konnten gerettet werden.
Das Mittelmeer ist Massengrab und zynischer Gradmesser für das europäisch-afrikanische Entwicklungsgefälle.
msr >> Entwicklungshilfe

Portugal ersucht EU-Finanzhilfe

Erst vor wenigen Tagen hatte die Regierung Portugals Finanzhilfen der EU als nicht erforderlich bezeichnete, aber wie nach ähnlichen Szenarien Griechenlands und Irlands war bereits davon auszugehen, dass es anders kommt. Gestern halblaut, heute ist bereits von 90 Mrd. Euro die Rede.
msr >> FORUM

Libyen: Verhandlungen verpasst

Die Aufständischen erweisen sich den Gaddafi-Truppen militärisch nicht gewachsen, verloren die Kontrolle über die Hafenstadt Brega und scheinen auch Libyens drittgrößte Stadt Misrata aufgeben zu müssen. Die NATO kann auf die dort inmitten von Zivilisten operierenden Gaddafi-Truppen keine Luftangriffe fliegen. Indes machen die Rebellenführer skrupellose Gegenrechnungen, wonach "Kollateralschäden hinzunehmen" seien, weil es mit dem Vordringen der Gaddafi-Truppen zu Massakern komme.
Unterdessen forderte Libyens Diktator Gaddafi den US-Präsidenten Obama zur Einstellung der Angriffe auf. Solche Kontaktaufnahmen müssen unbedingt zur Einleitung von Verhandlungen genutzt werden, aber das passiert mal wieder nicht.
msr >> Diskussion

05.04.2011

TEPCO pfuscht mit Hobby-Floß

"Japaner bereiten Mega-Tankfloß für Atomruine vor" titelt das Magazin FOCUS unkritisch die neueste TEPCO-Pfuscherei im AKW-Katastrophenmanagement. Ein Floß für Hobby-Angler, das am 16. April vor den Fukushima-Ruinen ankern, dann umgebaut werden und "bis zu zehn Millionen Liter" kontaminiertes Löschwasser aufnehmen solle.
Das ist nicht "mega", sondern spottet jeglicher Ernsthaftigkeit, zumal Tepco mit doppelwandigen Öl-Tankern anrücken müsste, die das Vierzigfache und erheblich geeigneter zwischenbunkern könnten.
Stattdessen wurden jetzt "11,5 Millionen Liter" kontaminiertes Löschwasser vor die Küste gepumpt. Millionenfach die Grenzwerte übersteigend. Es verteile sich schnell, wird behauptet - "in die Nahrungskette", bleibt zu ergänzen.
Die japanische Regierung tut nichts dagegen, stattdessen verteidigt Regierungssprecher Yukio Edano die TEPCO-Pfuscherei mit Sprüchen wie: "Es geht nicht anders. Es tut uns leid."
Und die Internationale Atomaufsichtsbehörde SCHWEIGT, darf überhaupt erst seit gestern zu dem Gelände, wenn sie sich denn überhaupt hin traut. - Was sagt die deutsche Regierung dazu? GAR NICHTS. So hat auch der "gemeinnützige" Lobbyistenverein "Deutsches Atomforum e.V." am japanischen Krisenmanagement nichts auszusetzen und tut obendrein noch so, als würden deutsche "Kernkraft-Experten" helfen. Zitat aus Kernenergie.de-Pressererklärung: "Kerntechnische Hilfe für Japan angelaufen" - Atemmasken und Dosismeter, als würde es daran in Japan fehlen. Rein gar nichts haben diese Lobbyisten zu bieten, was besser zu machen wäre. Außer der Fortsetzung des Schwindels mit allen propagandistischen Mitteln.

Markus S. Rabanus >> www.AKW-FORUM.de

Domain www.Atomenergiefrei.de registriert

Seit zehn Jahren registrieren wir hilflos halbwertige Domains gegen die Atomlobby und bemerkten nicht, dass die Domain www.atomenergiefrei.de noch frei war. Unfasslich und doch auch Glück zum Zugreifen. Das machten wir und titeln unseren alten Atomenergie-Blog auf Atomenergiefrei-Blog um.
Die Integration älterer Stellungnahmen wird folgen. Zudem ein Zertifizierungsverfahren für Unternehmen und Institutionen, die atomenergiefrei agieren. Die Kampagnenunterstützung für www.ausgestrahlt.de und www.Anti-Atom-Demo.de sind ebenso selbstverständlich, wie die Hervorhebung von IPPNW-Mitteilungen, zumal die Atomwaffe die Todsünde der Politik überhaupt ist.

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